Ich wurde ich 1957 als erstes von 2 Kindern in Berlin geboren. Beide Eltern sehnten sich nach einer heilen Familie, in der sie Geborgenheit erleben konnten, die sie schmerzlich vermissen mussten in ihrer Kindheit mit Krieg. 
Materiell war ich als Kind gut versorgt. Mit 7 Jahren kam dann noch mein Bruder in unser Familienidyll mit kleinem Häuschen und großen Garten. Groß- und Urgroßeltern lebten schon in Berlin Lichtenrade.

Viele Jahrzehnte später wurde mir bewusst, dass etwas in meiner Kindheit fehlte: Ausreichend emotionale Nähe, Sicherheit und Geborgenheit. Wie eine Puppe wurde ich schön angezogen und lernte als artiges Mädchen zu funktionieren. Der Knicks und ein ordentlicher Eindruck nach außen wurde von der Mutter dressurhaft eingeübt. Der Vater war freundlich, wenn er nach vielen Stunden Arbeit zu Hause war. Ich liebe die Gartenarbeit, weil ich mich am WE neben ihm emotional erholen konnte.

In der Schule musste ich Bestleistungen erreichen, dann war die Mutter zufrieden. Entspannt war sie nie. Sie haute mit dem Kochlöffel auf den Kopf, wenn die Vokabel nicht erinnert wurde. Wir lernten in unserer Kindheit alles, um die Mutter glücklich zu sehen. So waren wir Kinder unserer Mutter, die Erfolg produzierten, damit sie ihren schwachen Selbstwert stabilisieren konnte. 

Vier Kinder durfte ich ins Leben begleiten. Streitereien der Kinder überforderten mich. Wieso waren sie nicht glücklich über Geschwister?

Der wie ich nachkriegs-traumatisierte Vater unserer Kinder sorgte materiell für die Familie. Als das jüngste Kind 13 Jahre alt war, trennte ich mich für alle unerwartet vom Vater meiner Kinder. Für meine innere Leere und Traurigkeit hatten unbewusst meine Kinder gesorgt, die ihre eigenen Wege gingen. Wir waren für viele Menschen nach außen eine ideale Familie. In der Ehe gab es keinen Streit, im Außen engagierten wir uns für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt. 

Emotional verhungert, erkrankte mein Körper und gesundete nach der Trennung. Ich lernte nach und nach meine eigenen Bedürfnisse nach Leben zu erkennen und zu erfüllen. 

 Seit 9 Jahren bin ich wiederverheiratet. 6 Enkelkinder geben mir als Oma die Chance, sie als eigene Wesen mit eigenen Gedanken und Bedürfnissen wahrzunehmen, ohne den Impuls, sie gestalten zu wollen.

Das “Innere Kind”

Das „Innere Kind“ ist ein in der frühen Hirnentwicklung entstandenes Netzwerk aus erinnerten schönen oder schlimm erlebten Situationen, das sich unwillkürlich ein- oder ausschalten kann. Gefühle, Bewertungen, Bedürfnisse und Erlebnisse aus einer längst vergangenen Situation werden wie ein alter Film in die erlebte Gegenwart eingespielt. Das eigentlich erwachsene Netzwerk des Menschen steht dadurch solange nicht zur Verfügung, bis der alte Film gestoppt wird. Verhalten und Denken sind in solch einem Moment geprägt von einem Kind in einem erwachsenen Körper. Jeder Mensch trägt in sich nicht nur ein Inneres Kind, sondern Hunderte davon!